4 Reifen mit Schnee drauf

Winterreifen im Sommer

Dass man mit Sommerreifen im Winter schlecht beraten ist, dürfte kein Geheimnis sein. Aber was ist eigentlich mit Winterreifen im Sommer? Ist das gefährlich? Und ist es überhaupt erlaubt? Lesen Sie hier, warum Sie sowohl im Winter als auch im Sommer stets die richtige Bereifung wählen sollten.

Sommerreifen vs. Winterreifen

Reifen gibt es in den unterschiedlichsten Gummimischungen für die unterschiedlichsten Herausforderungen. Wer Formel 1-Rennen schaut, weiß: Je nach Temperatur und Witterung braucht es andere Pneus, um den bestmöglichen Grip auf der Strecke zu haben, Aquaplaning zu vermeiden oder das Bremsverhalten des Boliden zu optimieren.

Zwei Reifen mit unterschiedlicher Profiltiefe im Verlgleich

Die Profiltiefe leidet bei Winterreifen im Sommer ganz besonders © istock/Fertnig

Nicht ganz so extrem, aber ähnlich sieht es im normalen Straßenverkehr aus. Grundsätzlich wird in Sommerreifen und Winterreifen unterschieden, die den verschiedenen Witterungsverhältnissen Rechnung tragen:

  • Sommerreifen sind für höhere Temperaturen konzipiert. Eine härtere Gummimischung sorgt dafür, dass sich der Verschleiß der Pneus in Grenzen hält. Dagegen verlieren Sommerreifen an Haftung, je mehr sich die Temperaturen Richtung Gefrierpunkt entwickeln.
  • Winterreifen sind weich, damit sie mehr Grip entwickeln, was auf nasser, rutschiger oder glatter Fahrbahn im Winter von Vorteil ist. Im Sommer ist der Winterreifen allerdings die falsche Wahl. Auf trockener Strecke nutzt der weiche Reifen stark ab, und die Profiltiefe wird minimiert. Dadurch verlängert sich der Bremsweg und die Unfallgefahr steigt rapide.

Sommerreifen im Winter?

In Deutschland gibt es eine Winterreifenpflicht gibt, ist Diese ist eine sogenannte „situative“ Pflicht. Bedeutet, dass Winterreifen nicht zu einem bestimmten Tag aufgezogen werden müssen, sondern dann, wenn es die Situation verlangt – eben wenn es Winter ist. Unter diese winterlichen Bedingungen fallen Glatteis, Schneeglätte, Schneematsch, Eis- oder Reifglätte.

Geregelt ist die Winterreifenpflicht in der Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO) § 36 Bereifung und Laufflächen.  Als Winterreifen gelten bei ab 2017 gefertigten Reifen diejenigen, die mit einem Alpine-Symbol versehen sind. Alternativ dürfen bis Ende 2024 auch M+S-Reifen genutzt werden, die vor 2018 gefertigt wurden.

Bei Zuwiderhandlungen drohen Bußgelder: Wer bei Schnee und Glatteis mit Sommerreifen unterwegs ist, zahlt 60 Euro. Kommt eine Behinderung dazu, werden 80 Euro fällig, liegt eine Gefährdung vor, muss 100 Euro berappen, und bei einem Unfall stehen 120 Euro zu Buche. Zusätzlich fällt jeweils noch ein Punkt beim Punktesystem Flensburg an.

Winterreifen im Sommer?

Macht man sich strafbar, wenn man Winterreifen im Sommer nutzt? Nein. Allerdings gefährdet man sich und andere Verkehrsteilnehmer und nimmt damit billigend Schlimmeres in Kauf. Die Mindestprofiltiefe ist mit 1,6 mm vorgegeben, und diese ist mit schnell abgefahren, wenn man mit Winterreifen im Sommer fährt.

Winterreifen im Sommer sind keine vernünftige Lösung © istock/chictype

Tests des ADAC haben ergeben, dass sich der Bremsweg eines Winterreifens bei einer Geschwindigkeit von 100 km/h um bis zu 16 Metern verlängerte. Und nicht nur auf das Fahrverhalten können Winterreifen im Sommer unangenehme Folgen haben; auch Spritverbrauch steigt mit abgefahrenen Reifen. Wer in einen Unfall verwickelt ist, riskiert zudem seinen Versicherungsschutz: Selbst wenn der Unfall von einem anderen Verkehrsteilnehmer verursacht wurde, kann der Versicherer Zahlungen verweigern, wenn man mit Winterreifen im Sommer fährt, da grob fahrlässig gehandelt wurde.

Alternative Ganzjahresreifen

In großen Teilen Deutschlands gibt es kaum noch nennenswerte Winter, so dass viele Autofahrer zu Allwetterreifen tendieren. Das spart Geld.

Doch auch Ganzjahresreifen hält der ADAC für die Nutzung auf trockener Fahrbahn im Sommer aufgrund verlängerter Bremswege nur für „bedingt empfehlenswert“. Sie sind von den Eigenschaften eher als Winterreifen konzipiert, von daher reagieren Allwetterreifen im Sommer ähnlich wie Winterreifen.

Und ob ein Winter besonders hart wird und turbulentes Wetter mit sich bringt, ist kaum vorab zu prognostizieren. Daher sollte man, auch wenn es den Geldbeutel belastet, im Sinne der Sicherheit aller beteiligten Verkehrsteilnehmer zu jeder Jahreszeit die richtigen Reifen aufziehen.